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Bei strahlendem Sonnenschein Taufen unter freiem Himmel
24.6.2023
Wasser ist unerlässlich für Taufen - aber es muss ja nicht direkt aus dem Himmel kommen. Diese Gedanken hatten bestimmt diejenigen, die in der Siegener Lukas-Kirchengemeinde und für die Kirchengemeinden Birkelbach und Erndtebrück große Tauffeste unter freiem Himmel organsierten. Anlass war eine Idee der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Im Gedenken an Johannes den Täufer heißt der 24. Juni Johannistag: Dieses Datum - auf den Tag genau ein halbes Jahr vor Heiligabend - gilt als Geburtstag des Mannes, der Jesus Christus getauft hat. Aus diesem Grund hatte sich die EKD überlegt, in diesem Jahr rund um den 24. Juni ein besonderes Augenmerk auf das Taufen zu legen. Für Nordrhein-Westfalen war es da etwas misslich, dass es schon am Mittwoch vorher Sommerferien gegeben hatte. Dennoch herrschte im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein bei beiden großen Tauffesten reichlich Betrieb - und noch besser: strahlender Sonnenschein.
Am Samstag, also pünktlich zum Johannistag, erwartete Pfarrer Armin Pulfrich die Täuflinge mit ihren Familien bei der Siegener Erlöserkirche. Nach einem Schluss-Spurt bei der Teilnehmenden-Zahl waren es hier am Ende elf Mädchen und Jungs, die an diesem Nachmittag getauft wurden. Sie kamen aus unterschiedlichen Teilen der Lukas-Kirchengemeinde, die Veranstaltung mit ihrem niederschwelligen Konzept strahlte aber auch über die Gemeindegrenze hinaus: Der eine Täufling brachte sozusagen noch seine Cousine aus einer anderen Gemeinde mit. Darüber hinaus wurden auch Zwillinge getauft und sogar vier Kinder einer Familie. Die Geburtsjahrgang-Bandbreite der Täuflinge lag zwischen 2010 und 2023.
Rund 140 Besucherinnen und Besucher erlebten den Gottesdienst mit, der bewusst die Fröhlichkeit in den Mittelpunkt stellte. Dazu trugen schon die Lieder bei, meistens mit Aufgaben vom Klatschen bis Stampfen oder mit Bewegungen, was den Pfarrer im schwarzen Talar ins Schwitzen brachte. Galina Renner sorgte am E-Piano für Musik, später griff Armin Pulfrich selbst zur Gitarre. Als Zweites stellte der Pfarrer die Liebe in den Mittelpunkt.
Rote Herzen hingen an Girlanden und wurden mit Konfetti-Kanonen verschossen, passend dazu sein Alltags-Vergleich für den Taufsegen: Armin Pulfrich fragte die Eltern, ob sie sich daran erinnern könnten, als sie dem Neugeborenen den ersten Kuss gegeben hätten: Diesen Kuss hätten die Kinder zwar nicht einordnen können, aber er habe den neuen Erdenbürgern dennoch ein Gefühl von Liebe und Geborgenheit gegeben. Genauso sei es mit der Taufe, selbst wenn gerade die kleinen Kinder die eigentliche Handlung nicht verstünden.
Das EKD-Leitmotiv für die Tauffeste „Viele Gründe, ein Segen - Deine Taufe“ zierte sowohl in Siegen als auch in Birkelbach das Liedblatt für die Gottesdienste. Dabei drei Wellenzeichen. Und das passte hundertprozentig, denn am Sonntagmorgen beim Wittgensteiner Tauffest auf der grünen Wiese wurde das Taufwasser aus dem malerisch vorbeiplätschernden Birkelbach geschöpft. Wie in Siegen saß die Taufgemeinde auf Festzelt-Bänken, manche hatten Klappstühle oder Decken mitgebracht.
Rund 200 Leute waren es hier. Auch in Birkelbach wurde genau auf den Taufsegen geschaut und auf das, was Gott den Täuflingen damit sagt: „Du bist ein geliebter, gewollter, begabter Mensch. Du musst nicht an Dir zweifeln, Du musst Dich nicht mit anderen vergleichen, denn ich habe Dich so erdacht und so geschaffen. Ich bin bei Dir an den sonnigen und dunklen Tagen Deines Lebens.“ Im ganz direkten Sinn war dieser Tag sehr sonnig, davon ließen sich aber nicht mal die Bläser der CVJM-Posaunenchöre Erndtebrück und Oberndorf unter Leitung von Erhard Weber beeindrucken.
Mit ihrer kraftvollen Musik unter freiem Himmel lieferten sie einen wichtigen Beitrag zum ebenfalls fröhlichen Gottesdienst, der auch festlich war, obwohl Pfarrerin Kerstin Grünert und Pfarrer Jaime Jung unter ihren Talaren sockenlos Sandalen trugen. Das war der Situation geschuldet, sie standen nämlich auch immer mal direkt im Birkelbach. Beide hatten je vier Taufen, Jaime Jung übernahm die der Birkelbacher, Kerstin Grünert die der Erndtebrücker Kirchengemeinde. Je nach Wunsch der Eltern und Kinder fanden diese vorm Festzelt-Abendmahlstisch oder gleich am Wasser statt, jedes Mal gab es frisches Nass, entweder für die Taufschale oder direkt für die Taufhandlung aus dem Bach geschöpft.
So unterschiedlich die Tauffeste waren, Atmosphäre und Stimmung vor Ort waren die besten Belege dafür, dass es gut war, dass diese Veranstaltungen trotz aller organisatorischen Herausforderungen stattfanden. Mit anderen Konzepten lag auch in der Kirchengemeinde Rödgen-Wilnsdorf, auf dem Hilchenbacher Stadtgebiet und im Oberen Lahntal an diesem Wochenende ein besonderes Ausgenmerk auf den Taufen. Das war gut so - und in der Siegener Lukas-Kirchengemeinde will man gar nicht bis zum nächsten Johannistag warten. Man plane ein „Tauffest 2.0“, so Pfarrer Armin Pulfrich. Das soll am ersten September-Sonntag in der Siegener Erlöserkirche stattfinden.