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Highlands, Lowlands und ´ne Menge Geister
14.8.2023
von Pfr. Lothar Schulte
St. Andrews an der Ostküste Schottlands zwischen dem „Firth of Forth“ und dem „Firth of Tay“ gelegen war das Ziel unserer diesjährigen Pilgerreise. Die kleine Stadt beherbergt nicht nur die älteste schottische Universität und ist der Ort, an dem das Golf spielen erfunden wurde, sondern über einige Jahrhunderte auch die Gebeine des Apostels Andreas.
Die kleine Stadt beherbergt nicht nur die älteste schottische Universität und ist der Ort, an dem das Golf spielen erfunden wurde, sondern über einige Jahrhunderte auch die Gebeine des Apostels Andreas. Von Patras ausgehend haben diese ihren Weg über mehrere Stationen im 8. Jahrhundert nach St. Andrews gefunden. So war das Städtchen im Mittelalter ein wichtiges Pilgerziel, bis John Knox im 16. Jahrhundert die schottische Kirche reformierte, alles römisch-katholische verdammte und verbrannte und dem Pilger(un)wesen ein Ende machte.
Doch nicht nur das Ziel machte Schottland zu einer spannenden Pilgererfahrung, sondern auch die keltischen Wurzeln des Christentums. In dieser sehr alten Form christlicher Spiritualität wird sehr betont, wie sehr die Schöpfung den Schöpfer lobt. Alles ist mit allem verbunden. Die typisch keltischen Muster sind Sinnbild dafür.
So machte sich die Pilgergruppe unter der Leitung von Nicole Schmallenbach und Lothar Schulte auf den Weg. Die Anreise erfolgte aus ökologischen Gründen mit der Bahn. Die erste Station war Glasgow. St. Mungo ist eine der wenigen mittelalterlichen Kathedralen, die nicht der Reformation zum Opfer fielen. Sie geht zurück auf den Heiligen gleichen Namens, der schon früh die Geschichte der heutigen Arbeiter- und Industriestadt geprägt hat.
Mit Zug und Bus ging es weiter zur Insel Iona und der Begegnung mit einem weiteren Heiligen. Columban, ein vertriebener irischer Mönch und Königssohn, landete auf diesem „Holy Island“ und verbreitete von hier aus das Christentum in den High- und Lowlands. Er brachte das keltisch inspirierte Christentum nach Großbritannien.
Nach einer weiteren Busfahrt nach Fort William begann dann der Fußweg quer durch Schottland. Auf dem ersten Teilstück folgten die Pilger dem „West Highland Way“ durch die karge und dennoch liebliche Landschaft des schottischen Hochlandes. Die beeindruckenden Berge und Täler machten die Schöpfungstheologie keltischer Spiritualität wirklich erlebbar. Übernachtet wurde oft in sogenannten Pods; kleine Hütten, in der drei bis vier müde Wanderer Unterschlupf finden konnten.
Das Wetter war für schottische Verhältnisse (und auch an anderen Maßstäben gemessen) erstaunlich gut – es gab keinen einzigen Regentag! Was quälte, waren allerdings die Midgets - winzig kleine Beißfliegen, die in den Morgen- und Abendstunden einen Aufenthalt im Freien zur Qual machten.
Ab dem Loch Lomond ließen die wackeren Pilger aber diese Plagegeister hinter sich und folgten bis Sterling der nun etwas lieblicher anmutenden Mittelgebirgslandschaft der Trossachs.
Die Übernachtungen in einer Kirche, die zum Hostel umgebaut war und in einem Sporthotel mit besonderem Luxus waren echte Highlights.
Nach einem Tag Wanderpause in Sterling ging es durch die Lowlands Richtung Firth of Forth. Beeindruckend ragten kurz vor dem Ziel die Kelpies in den Himmel. Ihre stählernen Körper glitzerten in der Sonne und schenkten einen schönen Abschluss dieses ansonsten sehr von Straßenkilometern geprägten Wandertages.
Im letzten Drittel folgte der Pilgerweg dem „Fife Coastal Path“. Um die Strecke einigermaßen schaffbar zu machen, nahmen die Pilger auf dem Weg entlang des Firth ein Boot. Nicht viele Schottlandtouristen sehen die Brücken über Firth aus der Wasserperspektive.
Entlang der Küste, manchmal direkt am Strand, geriet dann langsam St. Andrews in den Blick. Das eine oder andere Mal wurde die Gruppe nun von den Gezeiten aufgehalten, da bei Flut einige Teile des Weges nicht passiert werden konnten. Einmal bauten einige Teilnehmerinnen sogar einen Damm, damit es schneller weitergehen konnte.
Schließlich kamen alle wohlbehalten in St Andrews an. Außer Blasen und schmerzenden Füßen waren zum Glück keine größeren Blessuren zu verzeichnen. St. Andrews hat noch ein sehr mittelalterliches Stadtbild. Nach einem Tag mit Besichtigung der Abteiruine und der Burg ging die Fahrt mit dem Bus nach Edinburgh.
Hier standen nun zwei Tage Erholung und ein bisschen Kultur auf dem Programm. Gemeinsam hat die Pilgergruppe den Geburtstag einer Teilnehmerin zelebriert und es zeigte sich, wie gut die Gruppe auf dem Weg zusammen gewachsen war. Nach zwei Tagen in der Hauptstadt Schottlands ging es dann zurück nach Siegen.
Neben dem spirituellen Programm gab es auf der Reise natürlich auch einige touristische Highlights. Die Fahrt mit dem „Jakobite Steam Train“, die Burgen in Stirling und Edinburgh, der Besuch der Kingsbarns Destillerie und eine Bootsfahrt auf dem Loch Lomond ließen auch die Sehenswürdigkeiten Schottlands aufstrahlen.
So blicken alle, die dabei waren, auf eine erlebnisreiche, geistvolle und harmonische Zeit zurück. Einige fragten auch schon nach der Tour für nächstes Jahr. So viel sei verraten: Es wird sie geben! So Gott will... Die Pläne dafür schmieden wir bereits!