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Die Vierundzwanzig

7.12.2023

von Dorothee Hoffmann

 

Eine Adventsgeschichte

Es war einmal eine 24. Nicht irgendeine 24 – und doch eine unter vielen. Sie war die 24 eines Adventskalenders. Genauer gesagt war sie dies über die Jahre schon auf zahlreichen Adventskalendern gewesen. Manchmal hatte sie sich ordentlich aufblähen, manchmal tüchtig strecken müssen, um das ihr zugewiesene Türchen zu füllen. Manchmal war es auch nötig gewesen, sich ganz klein zu machen und die Luft anzuhalten. Und dies länger als alle ihre Kolleginnen, die vor ihr geöffnet wurden. Dabei wurde sie am häufigsten durchgerüttelt, wenn sich die Türchen um sie herum nicht so leicht öffnen ließen. Deshalb hatte sie nie verstanden, dass die anderen meinten, sie könne sich glücklich schätzen, eine 24 zu sein. Zumal manche Menschen schon Überdruß an Süßigkeiten zu haben schienen, wenn ihr Türchen endlich geöffnet wurde.

 

Und so erfüllte sich unsere 24 in einer Nacht in der ersten Adventswoche einen langgehegten Traum. Als sie am Nachthimmel eine Sternschnuppe erblickte, ließ sie sich den Wunsch erfüllen, ihr Türchen für eine Nacht verlassen zu können, um sich unter den Menschen umzuhören.

Und als ob die Sternschnuppe den Wunsch hinter dem geäußerten Wunsch verstanden hätte, geriet unsere 24 als erstes in einen spätabendlichen Vortrag über die Geschichte des Adventskalenders. Sie staunte nicht schlecht, als sie hörte, es sei bereits vor ca. 180 Jahren mit den Adventskalendern losgegangen. Dass es darum gegangen war, Kindern eine Vorstellung zu geben und greifbar zu machen, wie lange sie sich noch bis zu einem sogenannten Heiligen Abend gedulden mussten. Noch besser hatte der 24 gefallen, dass dieser Heilige Abend ein Geburtstagsfest zu sein schien und die Vorfreude der Kinder auf dieses Geburtstagsfest gesteigert werden sollte. Das Geburtstagskind hieß wohl Jesus Christus. Sie wunderte sich allerdings, dass dieser Geburtstag wohl schon seit ca. 2000 Jahren gefeiert wurde und von vielen Menschen weltweit. Auch wunderte sie, warum ein Geburtstagfest Heiliger Abend genannt wurde.

 

Nachdenklich und ein wenig verwirrt ging unsere 24 nach dem Vortrag durch die Nacht. Sie spürte, dass sie etwas sehr Wichtigem auf der Spur war. Der dessen Geburtstag schon so lange und von so vielen gefeiert wurde, der musste doch sehr herausragend sein, sehr wichtig. Vielleicht war er ja  selbst heilig. Und dennoch schienen nicht nur die  Großen und Wichtigen seinen Geburtstag zu feiern. Kinder durften mitfeiern. Ja, es schien den Erwachsenen wichtig, die Kinder mit dabei zu haben. Sie hatte noch so viele Fragen, hätte so gerne noch vieles über diese Geburtstagsfeier und diesen Jesus Christus erfahren. Aber die Morgendämmerung nahte und sie musste zurück auf ihr Türchen. Doch als sie ihren Platz wieder einnahm, tat unsere 24 dies so gerne wie nie zuvor. Auch wenn sie vieles noch nicht verstanden hatte, eines hatte sie verstanden. Ihr Türchen wurde immer am Morgen dieses Geburtstagsfestes, dieses Heiligen Abends geöffnet. Und sie hatte eine Ahnung, dass es gar nicht so wichtig war, schon alles über diesen Jesus Christus und seine Geburtstagsfeier verstanden zu haben, dass es aber gut war dabei zu sein und mit zu feiern, dass er geboren worden war. 

 

Dorothee Hoffmann engagiert sich ehrenamtlich in der Ev. Kirchengemeinde Hilchenbach  und in der AG Erwachsenenbildung, die die Arbeit der Erwachsenenbildung begleitet. Außerdem gehört sie zum Autor:innenkreis der Losungsimpulse auf der Homepage des Kirchenkreises.

 

Die Geschichte "Die Vierunzwanzig" ist zunächst im Gemeindebrief der Ev. Kirchengemeinde Hilchenbach erschienen. Vielen Dank für die Erlaubnis, sie auch hier zu veröffentlichen.

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