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"Uns eint mehr, als uns trennt". Mit Martin Luther auf dem Literaturpflaster von Raumland nach Rom

14.11.2024

von Jens Gesper

 

1507 wurde Martin Luther von dem gebürtigen Laaspher Johannes Bonemilch in Erfurt zum katholischen Priester geweiht, zehn Jahre später folgte am 31. Oktober 1517 als ein Startschuss für die evangelische Konfession sein legendärer Thesenanschlag an der Wittenberger Schlosskirche. Irgendwann dazwischen war er in Rom. Genau darum ging es jetzt am Reformationstag auf dem Berleburger Literaturpflaster, das in diesem Jahr Italien unter die Lupe nimmt. Der protestantische Pfarrer Martin Bräuer nahm seine drei Dutzend Zuhörer in der Raumländer Kirche mit auf Luthers Reise in die heutige italienische Hauptstadt. Ob die 1510 oder 1511 stattfand, ist nicht mehr zu klären. Insgesamt musste Einiges wegen fehlender Informationen im Ungefähren bleiben. Dennoch gelang es dem Referenten in seinem Vortrag, ganz lebenspraktisch ein Bild von dem Menschen Martin Luther zu zeichnen und die damaligen politischen sowie religiösen Zustände zu skizzieren.

 

Otto Marburger, einerseits Teil des Literaturpflaster-Teams, andererseits lange ehrenamtlich in der kirchlichen Arbeit aktiv, wies in seiner Begrüßung darauf hin, wie wichtig die Vernetzung für solch eine Veranstaltung ist. So kam es fürs Literaturpflaster zur Kooperation mit Heike Dreisbach von der Erwachsenenbildung im Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein sowie mit der Raumländer Kirchengemeinde. Der örtliche Gemeindepfarrer Dr. Dirk Spornhauer kannte durch seine Arbeit im Evangelischen Bund Martin Bräuer, der beim Konfessionskundlichen Institut in Bensheim Fachmann für die Römisch-Katholische Kirche und den Vatikan ist - und deshalb regelmäßig nach Rom reist.

 

Ganz anschaulich war er mit den Zuhörenden in der Raumländer Kirche auf Martin Luthers Spuren unterwegs, der dafür zunächst einmal rund 1600 Kilometer zu Fuß nach Rom wanderte. Heutige Mutmaßungen, dass ein ohnehin kritischer Luther damals seine schlimmsten Befürchtungen in Rom bestätigt fand oder dass Rom einem sehr frommen jungen Luther von einem Tag auf den anderen die Augen öffnete, sah der Referent skeptisch. Sehr viel wichtiger schien es ihm, dass diese allererste und weiteste Reise ganz einfach Martin Luthers Horizont erweiterte. Aber Martin Bräuer beließ es an diesem Abend nicht allein bei der historischen Dimension, in einer zweiten Runde besuchte er nämlich mit Martin Luther den Vatikan der Gegenwart.

 

Dabei unterstrich Martin Bräuer an diesem 31. Oktober, dass die Reformation zweifellos auch die Römisch-Katholische Kirche verändert habe. Nicht erst in der jüngsten Vergangenheit, sondern von Anfang an. Der Experte weckte aber auch Verständnis dafür, wie kompliziert es für die globale Römisch-Katholische Kirche sei, sich selbst über die unterschiedlichsten Welt-Regionen hinweg einheitlich zu organisieren.

 

Für die Gegenwart war er sich in Bezug auf die Ökumene sicher, dass theologisch noch mehr erreichbar sei. Und der Protestant, der 1962 in Dillenburg geboren wurde, lobte an dieser Stelle einen Katholiken, der 1961 in Siegen geboren wurde. Der Benediktiner-Pater Dr. Augustinus Sander ist im Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen tätig, Martin Bräuer kennt und schätzt ihn. Spätestens an der Stelle war klar, wie klein die Welt ist. Und weil Martin Bräuer aus einer hessischen Dachdecker-Familie stammt, kannte er Raumland schon vor dem Vortrag. Mit seinem Opa habe er früher hier nämlich Schiefer geholt. Auch deshalb war er dankbar für die Einladung nach Wittgenstein. Für alle Gäste gab es an diesem Reformationstag auf dem Literaturpflaster noch ein Geschenk: „Uns eint mehr, als uns trennt“ lautete der Titel des ökumenischen Glaubensbuchs.

 

Langsam neigt sich Italien-Veranstaltungsreihe ihrem Ende zu, aber ein paar Angebote gibt es noch unter www.literaturpflaster.com. Und deshalb: Arrivederci auf dem Literaturpflaster.

 

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