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Ungemütlich kalt ist es draußen. Das evangelische Gemeindehaus in der Wilnsdorfer Ortsmitte ist gut geheizt. Hier ist es angenehm warm. Um 11 Uhr treffen hier ein halbes Dutzend Frauen ein. Sie decken die Tische im großen Saal, kochen Tee und Kaffee und heizen große Wärmebehälter vor. 

Sie bereiten sich vor, denn an diesem Dienstagmittag werden wieder rund 70 Menschen kommen, um in guter Gemeinschaft ein warmes Essen zu genießen. Das wird angeboten im Rahmen der Aktion „Warm ums Herz“, das die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Rödgen-Wilnsdorf in der Zeit von Anfang Januar bis Ende März zweimal in der Woche anbietet. Gefördert wird das Angebot vom Ökumenischen Netzwerk Wilnsdorf. 

„Warm ums Herz“ ist eine von mehreren Aktionen der Kirchengemeinden im Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein, bei denen Menschen für ein gemeinsames Essen in guter Gesellschaft zusammenkommen können. Unter der Überschrift „Wärmewinter“ werden einige Angebote besonders in der kalten Jahreszeit angeboten. Sie sind hier zu finden.

„Manche Menschen sehen sich manchmal nur in diesen drei Monaten hier und treffen sich wieder. Das ist wirklich eine gute Stimmung“, schildert Beate Herling ihre Eindrücke vom Mittagstisch in Wilnsdorf. Sie ist neben Katharina Braun und Susanne Sidenstein eine der drei Frauen, die „Warm ums Herz“ ehrenamtlich organisiert und mithilfe eines Teams von rund 20 Ehrenamtlichen durchführt. „Das geht nur, weil so viele Menschen sich ehrenamtlich engagieren. Und es macht Freude zu sehen, wenn es angenommen wird“, fasst Sidenstein zusammen. Die Frauen berichten, dass vor allem alleinstehende und ältere Menschen kommen. Das Essen steht dabei nicht unbedingt im Mittelpunkt. „Es geht nicht nur um den Magen, sondern auch um die Seele“, sagt Braun. 

Es ist kurz vor 12 Uhr. Die ersten Gäste treffen ein. Zwei Seniorinnen sind mit dem Bürgerbus zum Gemeindehaus gefahren worden. Darunter ist Edith Schäfer. Sie ist dieses Jahr zum ersten Mal bei „Warm ums Herz“ und nutzt das Angebot regelmäßig. An den zwei Terminen in der Woche nimmt sie teil. Die 85-Jährige lebt alleine, berichtet sie: „Die Gemeinschaft hier ist mir sehr wichtig.“ Sie sei immer aufgeschlossen und engagiert gewesen, deshalb freue sie sich unter Menschen zu sein und neue kennenzulernen. Aber sie freut sich auch über die guten und abwechslungsreichen Mahlzeiten, die von einer Großküche gekocht und geliefert werden. „Das Essen ist sehr schmackhaft“, sagt die Seniorin. Aufmerksam auf das Angebot wurde sie über verschiedene Wege: Sie las davon in der Zeitung und es wurde in einem Seniorennachmittag darüber gesprochen. Sie wurde neugierig, jetzt kommt sie regelmäßig zum Mittagstisch. Andere Gäste kennt sie bereits, begrüßt sie persönlich, bevor sie sich mit ihnen an der Essensausgabe anstellt.  

Ein anderer Ort, eine andere Zeit. Es duftet nach Essen im Gemeindezentrum „Mittendrin“ der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Klafeld. Hier haben sich am Vormittag rund ein Dutzend Helferinnen und Helfer zusammengefunden, um rund 80 Mahlzeiten vorzubereiten für die Gäste, die zwischen 11.30 und 13 Uhr eintreffen. Thomas Völker und Elke Schwandt organisieren diesen Mittagstisch nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr mit einem rund 30-köpfigen Team. Seit fast zehn Jahren erwartet die Gäste jeden Donnerstag eine leckere Mahlzeit. In den vergangenen Jahren habe sich vor allem eines verändert, berichtet Völker, die Anzahl der Gäste: „Angefangen haben wir mit zehn oder 20 Personen.“

An diesem Donnerstag hat das ehrenamtliche Team in der Küche des Gemeindezentrums einen schmackhaften Eintopf zubereitet. Das Gemeindehaus inklusive der Küche seien bei der Planung und Errichtung darauf ausgelegt worden, einen Mittagstisch anbieten zu können, erklärt Völker. „Die Ausstattung ist richtig gut.“ Die Lebensmittel für das Angebot bekommt die Kirchengemeinde Klafeld zu großen Teilen von der Tafel. Zusätzlich benötigte Zutaten werden zugekauft. Für einen kleinen Beitrag kann das Essen vor Ort gegessen oder mitgenommen werden. Die Gäste nehmen an den Tischen Platz, das Essen und die Getränke werden serviert. „Das ist für uns eine Frage der Wertschätzung. Das ist uns wichtig“, sagt Völker, der sich seit rund acht Jahren beim Klafelder Mittagstisch engagiert. Und er verweist auf ein Plakat, das an der Wand am Saal hängt. „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Wer ein solches Plakat aufhänge, der müsse auch dazu stehen, betont Völker mit Blick auf seine Motivation das Ehrenamt auszuüben – für ihn ist das gelebte Nächstenliebe.  

Auch in der Siegener Innenstadt gab und gibt es ein Angebot zum Wärmewinter. Pfarrerin Annegret Mayr und Irmtrud von Plettenberg organisieren gemeinsam mit einem ökumenischen Team aus rund zehn Frauen das „Café Warm und Schön“ an einigen vorab bekanntgegebenen Terminen. Das Café findet an verschiedenen Orten statt und Kaffee, Waffeln und Kuchen werden angeboten. Rund 60 Besucherinnen und Besucher nehmen dieses Angebot gerne an und freuen sich über einen warmen Ort und gute Gemeinschaft.

Sarah Panthel

Die Wärmewinter-Angebote im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein