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Kinderbibeltage in Krombach mit über 80 Kindern
21.10.2022
„Extrablatt, Extrablatt!“ Aufgeregt läuft Willi Wichtig durch die evangelische Kirche in Eichen. Im Altarraum hängt der Reporter die neue Ausgabe der „Kibita-Post“ mit der aktuellen Titelgeschichte über Ruth auf: Wegen einer Hungersnot musste sie mit ihrer Schwiegermutter Noomi und ihrer Schwägerin Opra aus der israelischen Heimat fliehen – nun sind auch noch die Männer der Frauen gestorben. Mehr als 80 Jungen und Mädchen sitzen in den Kirchenbänken und beobachten gespannt, wie Ehrenamtliche die Geschichte des biblischen Buchs Ruth bei den Kinderbibeltagen der Evangelischen Kirchengemeinde Krombach lebendig werden lassen. Die Themen wie Freundschaft und Mut finden sich auch in den Liedern wieder, die von einer Band begleitet und von den vier- bis 13-jährigen Teilnehmern lautstark mitgesungen und -getanzt werden.
„Bei den Kinderbibeltagen lernen die Kinder durch das Singen und das Theaterstück Gott auf einer ganz anderen Ebene kennen als im Gottesdienst“, sagt Jugendreferentin Ursula Giebeler, die die viertägige Ferienaktion organisiert. Mit den Kinderbibeltagen erreiche die Gemeinde auch Jungen und Mädchen, die sonst fast nie Veranstaltungen der Kirchengemeinde besuchen. Das strahle in die Familien aus: „Ich höre oft, dass die Kinder zu Hause die ganze Zeit unsere Lieder singen“, schmunzelt Giebeler. Gesungen wird ein Mix aus bekannten Kinder-Kirchenliedern und Stücken, die ehrenamtliche Mitarbeitende aus der Kirchengemeinde teils eigens für die Kinderbibeltage getextet haben. So auch das Lied über die Protagonistin der Bibelgeschichte: „Was du tust, das macht Mut, Ruth! Dein Handeln tut uns so gut, Ruth!“
Die Geschichte von Ruth behandle Themen, die aktueller seien denn je, betont Pfarrer Frank Hippenstiel, der ebenfalls beim Kibita-Theaterstück mitwirkt. „Es geht darum, was es heißt, wenn man seine Heimat verlassen muss“, sagt er. Viele Kinder hätten in diesem Zusammenhang schon von ihren neuen Klassenkameraden erzählt, die aus der Ukraine fliehen mussten. Reporter Willi Wichtig gab den Kindern zudem am ersten Tag den Auftrag, ihre Eltern und Großeltern zu fragen, ob sie schon mal ihr Zuhause aufgeben mussten. Teilnehmer Justus berichtet von seinem Opa, der aus Schlesien vertrieben wurde, eine anderer Junge hat erfahren, dass seine Oma nicht aus Deutschland, sondern aus Italien kommt. Eine neue Heimat haben beide im Siegerland gefunden. „Eichen scheint mir ein wunderbarer Ort zu sein, um hier heimisch zu werden“, stellt Reporter Willi Wichtig fest - bevor er davoneilt, um für die nächste Ausgabe der Kibita-Post zu recherchieren.
Die biblische Geschichte in die Lebenswelt der Kinder zu übertragen – dafür ist auch die Zeit in Kleingruppen im Anschluss an die große Begrüßungsrunde gedacht. Im Gemeindezentrum Eichen denken die Kinder bei Spielen und Bastelaktionen weiter über die Geschichte von Ruth und Noomi nach. So bedruckt die jüngste Gruppe der Vierjährigen bunte Turnbeutel – „denn wenn man aus seiner Heimat weggeht, dann braucht man etwas, wo man seine Sachen reintun kann“, erklärt Betreuerin Petra, eine von rund 20 Ehrenamtlichen, die die Kinderbibeltage möglich machen. In der Gruppe der Sechs- bis Siebenjährigen malen die Kinder Szenen aus der Bibelgeschichte nach. Dem sechsjährigen Lenny macht das viel Spaß. Sein Highlight der Kinderbibelwoche ist aber ein anderes: „Am Besten finde ich Willi Wichtig“, sagt Lenny und grinst: „Wenn der so schnell rennt – das ist lustig!“