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Synode: Klimaschutz kostet Kirchengemeinden Geld
25.11.2022
Die evangelische Kirche lässt sich den Klimaschutz Geld kosten: Ab dem Haushaltsjahr 2023 behält der dann vereinigte Evangelische Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein vier Prozent der Kirchensteuereinnahmen als sogenannte Klimapauschale ein. Die Kirchengemeinden in Siegerland, Wittgenstein und Sauerland können diese Mittel in Zukunft für Maßnahmen abrufen, mit denen sie dem erklärten Ziel der Klimaneutralität näherkommen wollen, das die Evangelische Kirche von Westfalen bis zum Jahr 2040 ausgerufen hat. Für das Haushaltsjahr 2023 belaufen sich die Mittel für die Klimapauschale im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein auf rund 835.000 Euro, wie aus dem am Mittwoch auf der Kreissynode in Wilgersdorf verabschiedeten Haushalt hervorgeht. Die Kriterien, nach denen die Gemeinden diese Mittel für konkrete Projekte beantragen können, werden zurzeit noch erarbeitet. Wenn die Landeskirche die entsprechenden Bestimmungen erlassen hat, müssen sie von den Entscheidungsorganen des Kirchenkreises konkretisiert werden.
"Wie werden wir 2035 Kirche sein?"
Das Geld sei gedacht für Gemeinden, die etwa ein Gebäude energetisch ertüchtigen wollten, erläuterte der westfälische Kirchenrat Jan-Dirk Döhling, zuständiger Dezernent für das Thema bei der Landeskirche. Hierfür könnten Gemeinden dann Anträge an einen entsprechenden Fonds stellen. „Bisher gab es die Situation, dass Gemeinden Ideen hatten, aber nicht das Geld“, sagte Döhling. Die Gemeinden sollten durch die Klimapauschale zudem ermutigt werden, sich die Frage zu stellen: „Wie werden wir 2035 Kirche sein? Welche Gebäude brauchen wir dafür, welche Konzepte haben wir?“
Die Vorsitzende des Siegener Finanzausschusses, Hannelene Reuter-Becker, wies in ihrer Haushaltsrede darauf hin, dass die Kirchensteuermittel, die im Rahmen der Klimapauschale einbehalten werden, an anderer Stelle im Haushalt fehlten. Dies könne zu einem deutlichen Minus im Haushalt der Kirchengemeinden führen. Hintergrund: Der Evangelische Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein erhält für das Haushaltsjahr 2023 voraussichtlich 20,8 Millionen Euro an Kirchensteuermitteln von der Landeskirche. Davon werden zunächst Ausgaben für gemeinsame Aufgaben abgezogen, darunter die Pfarrstellenbesoldung, die Kindertagesstätten, das Kreiskirchenamt – und nun eben auch die Klimapauschale. Der Restbetrag wird an die Kirchengemeinden verteilt. Dieser Betrag sinkt durch den Abzug der 835.000 Euro Klimapauschale.
Der Haushalt ist ausgeglichen
Der Finanzausschuss hat daher für das Haushaltsjahr 2023 einen Ausgleichsmechanismus vorgeschlagen: Gelder aus der Pfarrbesoldung, die aufgrund von vakanten Pfarrstellen nicht ausgegeben werden, sollen an die Kirchengemeinden ausgeschüttet werden. Insgesamt können so im kommenden Jahr rund 6,1 Millionen Euro an die 36 Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein verteilt werden, das sind etwa 152,25 Euro je Gemeindeglied. Die Verwendung der Mittel für die Pfarrbesoldung für einen anderen Zweck stieß jedoch in der Siegener Synode bei einigen Abgeordneten auf Kritik. Die Synode beschloss schließlich den vorgelegten Haushaltsplan, gab dem Finanzausschuss aber die Aufgabe mit auf dem Weg, den Verteilmechanismus bis zur nächsten Finanzsynode im Herbst 2023 kritisch zu überprüfen. Insgesamt ist der erste Haushalt des vereinigten Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein ausgeglichen: Erträgen von 21,25 Millionen Euro stehen Aufwendungen in gleicher Höhe gegenüber.
Der Vorsitzende des Siegener Umweltausschusses, Pfarrer Martin Eckey, warb dafür, die Klimapauschale positiv zu sehen: „Ja, uns fehlt das Geld an anderer Stelle – gleichwohl zwingt uns das Instrument zu Glaubwürdigkeit, und das macht Sinn“, sagte der Olper Pfarrer, der in seinem Bericht vor der Synode über die nötigen Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040 sprach. Dabei würden die kirchlichen Gebäude eine Schlüsselrolle einnehmen: „Wir brauchen ein langfristiges und proaktives Gebäudemanagement“, betonte Eckey. Im Jahr 2045 werde die Zahl der Gemeindeglieder voraussichtlich ein Drittel niedriger sein. „Wir müssen die Rahmenbedingungen anpassen: Mit welchen Gebäuden planen wir noch im Jahr 2035, 2045?“ Auch Landeskirchenrat Döhling sagte im Blick auf eine nötige Reduzierung des Gebäudebestandes: „Wir werden uns manche von diesen Gebäuden aus den Herzen reißen müssen.“
Ohne CO2-Kompensation geht es nicht
Eckey rief zudem Kirchengemeinden auf, über vom Kreiskirchenamt Siegen/Wittgenstein zusammengestellte Daten nachzuhalten, wie hoch der eigene Energieverbrauch ist. „Wir haben belastbare Zahlen, an denen wir uns messen können“, betonte der Pfarrer. Allerdings würden Einsparungen allein nicht reichen, um Klimaneutralität zu erreichen. „Bei allen Bemühungen kommen wir um eine Kompensation für unsere verbleibenden CO2-Emmissionen nicht umhin.“ Als Kompensationsmöglichkeiten nannte Eckey eine denkbare Beteiligung an einem Bürgerwindpark, den Einsatz von Photovoltaik-Anlagen sowie die Kirchwälder.