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Glaube statt Verschwörungs-Glaube
10.1.2023
Glaube ist eine Kernkompetenz evangelischer Jugendarbeit. Bei der alljährlichen dreitägigen Klausurtagung des Referats für Jugend und Gemeindepädagogik im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein ging es jetzt aber auch um ein ganz anderes Thema mit einem scheinbar ähnlichen Anklang: nämlich um Verschwörungs-Glauben. Einen Tag lang beschäftigten sich 20 Jugendreferentinnen und Jugendreferenten aus dem Sieger- und Sauerland sowie aus Wittgenstein im Abenteuerdorf in Wemlighausen damit. Nachdem Meike-Mirjam Drey von der Evangelischen Akademie für Land und Jugend in Altenkirchen als Referentin unterstrichen hatte, wie wichtig es sei, dieses Thema in der jugendpolitischen Bildung auf dem Schirm zu haben, differenzierte sie zwischen Verschwörungs-Mythologie, -Ideologie, -Erzählung und -Hypothese. Auch um klar zu machen, dass man den Begriff „Verschwörungs-Theorie“ möglichst vermeiden solle. Schließlich stamme das Wort „Theorie“ in dieser Nutzung aus der Wissenschaft - und wissenschaftlich haltbar seien die Behauptungen der Verschwörungen ja allesamt nicht.
Stattdessen werde in Verschwörungen mit allgemeinen Begriffen wie „der Staat“, „die Kirche“ oder auch „die Elite“ ein wenig eindeutiges Feindbild aufgebaut, das in einem simplen Schwarz-Weiß-Denken ganz leicht Schuldige liefere. Eigentlich gut funktionierende Abläufe und einleuchtende Erklärungen der Realität würden mit suggestiven Fragen ausgehebelt und stattdessen schwer nachprüfbare Behauptungen aufgestellt und miteinander verknüpft. Um die Funktionsweisen dieser Abläufe auch von der anderen Seite unter die Lupe zu nehmen, durften die Teilnehmenden als Praxis-Übung in vier Fünfer-Gruppen eigene Verschwörungen entwerfen und über ein Marketing dafür nachdenken. Einfach, um gut vorbereitet zu sein, wenn die Jugendreferentinnen und Jugendreferenten in ihrem Arbeitsalltag solchen Dingen begegnen - das passiert ihnen tatsächlich auch im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein.
Dabei ermutigte Meike-Mirjam Drey die Zuhörenden ausdrücklich für ihren Dienst, gerade weil bei jungen Leuten das gemeinschafts-zersetzende Misstrauen meist noch nicht so tief wurzele: „Im Bereich der Jugendarbeit sehe ich enorme Chancen, wir sitzen an der Stelle, wo wir gegensteuern können.“ Deshalb gelte es in einer Welt, die nicht perfekt sei, als Erstes immer klarzustellen: „Es gibt keine dunklen Mächte, die die Welt regieren wollen, es gibt Korruption.“ Junge Menschen wollten die Welt verstehen, wollten Kontrolle und Sicherheit, wollten sich selbst liebevoll wahrnehmen. Und genau an den dafür notwendigen Fähigkeiten setze Jugendarbeit doch an: „Wir arbeiten immer an der Kompetenz von Jugendlichen.“
Wie die Leitung des Referats für Jugend und Gemeindepädagogik im Kirchenkreis hatte Volker Peterek auch die Leitung der Klausurtagung inne. Zum Programm der drei Tage gehörten nach einer Bibelarbeit mit Pfarrer Rolf Fersterra, dem Vorsitzenden im zuständigen Ausschuss für Jugendarbeit des ehemaligen Kirchenkreises Siegen, auch das Nachdenken über die hauptamtliche Jugendarbeit und ihre Konzeptionen der Solidarräume im neuen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein sowie das Gespräch mit Ralf Schumann dem neuen Geschäftsführer des Kreisjugendrings Siegen-Wittgenstein.