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Und fürs Essen gab‘s diesmal Stäbchen
28.1.2023
Auch wenn von den knapp 24 Millionen Menschen in Taiwan nur gerade mal 5 Prozent christlichen Glaubens sind, so haben doch die Christinnen der Insel in Ostasien für dieses Jahr den Weltgebetstag vorbereitet. Am ersten Freitag im März laden wieder rund um den Globus Frauen aller Konfessionen zu Gottesdiensten, die bei uns unter dem Leitmotiv „Glaube bewegt“ gefeiert werden. In Wittgenstein bewegten sich jetzt schon mal gut 30 Frauen ins Feudinger Gemeindehaus, um bei einem Vorbereitungs-Treffen das Land selbst und die Liturgie für den Gottesdienst kennenzulernen.
Der Wittgensteiner Frauenhilfs-Bezirksverbands-Vorstand rund um die Vorsitzende Christel Knebel hatte mit der Berleburgerin Manuela Schnell erneut eine informative Tagesveranstaltung vorbereitet, die mit einer Bibelarbeit startete. Vier Verse aus dem Brief von Paulus an die Epheser stehen 2023 im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Gleich zu Beginn waren die Anwesenden dazu aufgerufen, sich für konkrete Begriffs-Kombinationen aus dem Bibel-Text zu entscheiden, die sie beeindruckten. Das sollten sie kurz auf einem kleinen Blatt Papier erläutern. Die Zettel wurden in vier Kartons sortiert, die mit „Macht und Herrlichkeit“, mit „Weisheit und Offenbarung“, mit „Kraft und Stärke“ und mit „Glaube, Hoffnung, Liebe“ überschrieben waren. Und so ergaben sich vier Gruppen, in denen mit unterschiedlichen Schwerpunkten über die Gedanken aus dem Epheser-Brief gesprochen wurde.
Im weiteren Verlauf ging es dann konkret um Taiwan, „die größte chinesische Insel“, wie Manuela Schnell sagte. Das stimmt genau so, aber es führt auch direkt zu einem entscheidenden Problem bei diesem Weltgebetstags-Land. Die große Volksrepublik China sieht Taiwan als abtrünnige Provinz, nicht als selbständiges Land: Wer mit dem riesigen China diplomatische Beziehungen will, darf keine mit Taiwan unterhalten. Nach Eskalationen zwischen den beiden Staaten im vergangenen Sommer und mit den Erfahrungen, wie sich Russland gerade die Ukraine mit Waffengewalt einverleiben will, gibt auch die Situation in Taiwan Anlass zur Sorge. Gerade deshalb lud Manuela Schnell ausdrücklich ein, diesen Weltgebetstags-Gottesdienst „ganz bewusst“ mit den Frauen in Taiwan zu feiern.
Welche Rolle Frauen inzwischen in Taiwan spielen, machte die Berleburgerin folgendermaßen klar: Während es früher das Sprichwort, dass Nudeln kein Essen und Frauen keine Menschen seien, gegeben habe, seien heute 41 Prozent der Parlamentsabgeordneten weiblich. Überhaupt ist Taiwans Demokratie-Standard mit dem westeuropäischen vergleichbar, was in Asien nicht selbstverständlich ist. Darüberhinaus gab es weitere interessante Informations-Splitter aus dem Alltag: Viele Wohnungen in Taiwan hätten nicht mal Kochnischen, weil man üblicherweise das Essen bei den zahllosen Garküchen hole, die rund um die Uhr geöffnet seien; die Farbe der Freude sei Rot, auch wenn inzwischen immer mehr Frauen nicht mehr in Rot, sondern in Weiß heirateten, obwohl Weiß in diesem Kulturkreis eigentlich die Farbe der Trauer sei; bei Beileids-Briefen hier sei es übrigens üblich, dass man eine ungerade Geldsumme ins Kuvert lege. Der Berghäuser Michael Albe-Nolting hatte als Quotenmann bei der Veranstaltung in Feudingen für die Zuhörerinnen noch einen Internet-Tipp: Die halbstündige Reportage „Taiwan - kleine Insel, großes Bahnland“ des Südwestrundfunks nehme Interessierte bei YouTube mit auf eine spannende Rundreise.
Nach soviel Nahrung für den Geist, freuten sich alle aufs richtige Essen: Wie üblich hatte das Feudinger Küchen-Team um Ursula Sonneborn auch diesmal wieder landestypisch gekocht. So gab es gebackenen Chinakohl, geschmortes Schweinefleisch mit Reis, Pfeffer-Schweinefleisch-Brötchen und zum Nachtisch taiwanische Eier-Törtchen und Ananas-Kuchen. Und natürlich Bubble Tea, der seine Ursprünge ebenfalls in Taiwan hat. Dieser wurde übrigens ganz umweltbewusst durch Papier-Trinkhalme geschlürft, während fürs Essen neben dem gewohnten Besteck auch Bambus-Essstäbchen bereitlagen - und nicht wenige der Frauen im Gemeindehaus benutzen diese dann auch.