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Klinikseelsorgerin Christiane Weis-Fersterra verabschiedet
7.2.2023
Anklopfen, ein Gespräch anbieten, ein offenes Ohr schenken und ein offenes Herz: Als Krankenhausseelsorgerin hat Christiane Weis-Fersterra elf Jahre lang Patienten und ihre Angehörigen im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen begleitet. Mit einem festlichen Gottesdienst ist die Theologin, die zuvor 21 Jahre lang Gemeindepfarrerin in Niederschelden war, nun in der Siegener Erlöserkirche in den Ruhestand verabschiedet worden. „Im Krankenhausbetrieb, wo unter Zeitdruck gearbeitet wird, sind Sie und Ihre Seelsorge-Kolleginnen und Kollegen Menschen, die Zeit haben und gewähren“, sagte Superintendent Peter-Thomas Stuberg, leitender Theologe des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein.
Brennen, aber nicht verbrennen
Weis-Fersterra ist selbst gelernte Krankenschwester und arbeitete einige Jahre in dem Beruf, bevor sie sich für ein Theologiestudium entschied. In ihrer Predigt über die Geschichte von Mose und dem brennenden Dornbusch erzählte sie von ihrer Entscheidung, aus dem Gemeindedienst in die Klinikseelsorge zu wechseln. Vor gut 15 Jahren habe sie sich bei einem Besuch in einem Hagener Krankenhaus an ihre eigene Arbeit als Krankenschwester erinnert und dabei eine Sehnsucht dahin zurück empfunden, berichtete die Pfarrerin. Als später die konkrete Entscheidung anstand, sich auf eine Stelle in der Klinikseelsorge zu bewerben, habe sie sich erinnert: „Da hat doch schon mal etwas in mir gebrannt.“ Die Geschichte des brennenden Dornbusches habe sie schon damals bei ihrer Entscheidung begleitet. Dass die Begebenheit aus dem Alten Testament nun Predigttext in ihrem Verabschiedungsgottesdienst war, war übrigens Zufall. Der brennende Dornbusch, der brennt, aber nicht verbrennt, sei dabei auch ein Symbol dafür, wie gesundes Arbeiten auch in Kirche und Klinik funktionieren sollte, betonte Weis-Fersterra: „Unser Dienst darf uns anstrengen, aber er darf uns nicht verbrennen.“
"Barfüßig" am Krankenbett
Dabei habe sie als Seelsorgerin eine grundsätzlich andere Rolle im Krankenhaus gehabt als das medizinische Personal, berichtete Weis-Fersterra: „Du hast keine Spritze oder Tablette. Du stehst nur da, mit offenen Ohren und offenem Herzen.“ Auch hier zog sie eine Parallele zur Geschichte des brennenden Dornbusches. Darin fordert Gott Mose auf, seine Schuhe auszuziehen, barfuß zu laufen und damit auf dem heißen Wüstenboden alle Sicherheit aufzugeben. Ebenso „barfüßig“ habe sie sich manchmal bei einem Besuch am Krankenbett gefühlt, sagte die Pfarrerin. Dabei habe sie aber immer wieder erlebt, dass Menschen sich ihr auf besondere Weise öffnen konnten: „Ich habe oft gespürt: Der Mensch fühlt sich gesehen, und das ist jetzt genau das, was er braucht.“
"Ein aufsuchender Dienst"
Der Dienst der Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger spiegele die Realität wider, dass der christliche Glaube zunehmend an den Rändern des Lebens stattfinde, sagte Superintendent Stuberg in seiner Ansprache zur Entpflichtung. „Es ist ein aufsuchender Dienst, man klopft an eine Tür und weiß nicht, was einen dahinter erwartet.“ Immer wieder könnten Seelsorgerinnen und Seelsorger dabei erleben, dass Menschen, die erst skeptisch auf ihren Besuch reagierten, sich plötzlich öffneten und Gedanken äußerten, die sie sonst niemandem sagen könnten. In diesen Begegnungen, die im gemeinsamen Gebet münden könnten, aber nicht müssten, sei Gott auf geheimnisvolle Weise anwesend, betonte Stuberg, der Weis-Fersterra im Anschluss an die Ansprache von ihrem Dienst als Pfarrerin entpflichtete.