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Superintendent Peter-Thomas Stuberg in Gottesdienst entpflichtet und verabschiedet
9.9.2024
Sichtlich bewegt nahm Pfarrer Peter-Thomas Stuberg Abschied von „seinem“ Kirchenkreis – und der Evangelische Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein von ihm. Mit Standing Ovations und anhaltendem Applaus dankten die zahlreichen Gottesdienstbesucher in der Nikolaikirche in Siegen dem Superintendenten und brachten ihre Anerkennung und Wertschätzung zum Ausdruck. Zwölf Jahre lang war er der leitende Theologe des Kirchenkreises Siegen und nach der Vereinigung 2023 des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein. Am Freitag, 6. September, wurde er von seinem Amt entpflichtet und in den Ruhestand verabschiedet. Der frühabendliche Gottesdienst begann mit einem von der Gemeinde kräftig gesungenem Lob Gottes („Du meine Seele, singe“). „Schöner kann man einen Gottesdienst nicht beginnen als zu danken für alles, was wir haben“, sagte Ortspfarrer Stefan König (Evangelische-Lukas Kirchengemeinde Siegen), der durch den Gottesdienst führte. Und er machte deutlich, dass dieser nicht nur ein Grund zur Freude sei: „Nein Peter, wir freuen uns nicht, dass du gehst.“
In seiner ersten Predigt als Pensionär – mit dem 31. August begann sein Ruhestand –, sprach Peter-Thomas Stuberg über den Bibelvers aus 2. Timotheus 1,7, der ihn bereits seit geraumer Zeit beschäftige: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Die Furcht, die auch mit Verzagtheit übersetzt wird, „sie kriecht auch gerne durch Kirchenschiffe und Gemeindehäuser“. Den Geist Jesu aber habe Gott den Menschen gegeben, egal wie sie aufgestellt seien. „Wir müssen es gerade nicht: verzagen.“ Denn auf Gott liege alles, „unsere Last, unsere Besorgnis, sogar unser Fehlverhalten und unser Versagen“. Stuberg betonte, dass der Geist der Kraft auch heute gebraucht werde. „Gottes Liebe gibt uns die Kraft, lässt uns über uns hinauswachsen.“ Und in seiner Kirche gelte: „Du bist geliebt.“ Diese Botschaft werde gebraucht. Zur Besonnenheit, die im Griechischen nah an dem Wort Weisheit liege, sagte Stuberg: „Das sind zwei wunderschöne Schwestern, die uns Christenmenschen zieren.“
Der Theologe betonte, dass er in seiner Predigt über Krisen sprechen könne, es aber nicht mache, „stattdessen staune ich darüber, dass Gott uns seinen Geist gibt, wenn wir ihn brauchen“. Dieser Geist komme aus der Stille und aus dem Gebet.
Mit auf der Kanzel hatte Stuberg einen Nachbau einer Grubenlampe, seine „Liebeserklärung an die Region und ihre Menschen“, die ihn beeindruckten, weil sie mit Ernst Christen sein wollten und deren Gemeinden so direkt wie warmherzig seien. „Ich gehe mit einem reich gefüllten Album voller wunderbarer Bilder, dichten Erfahrungen und spannenden Entwicklungen.“ In Erinnerung behalte er die Einrichtungen des Kirchenkreises und die Namen von 33 Kirchengemeinden, „die einen warmen, mehrstimmigen und bunten Klang in mir behalten“. „Ich hatte die Freude und Ehre hier Superintendent zu sein.“ Die Grubenlampe, symbolisch auch für Gottes Licht, das leuchte, wenn es „vor der Hacke noch dunkel ist“, überreichte Stuberg an seine Nachfolgerin Pfarrerin Kerstin Grünert. Sie führt das Amt der Superintendentin seit dem 1. September aus.
Ulf Schlüter, der theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, entpflichtete Peter-Thomas Stuberg von seinem Dienst: „Du bist nun frei von deinen Pflichten als Superintendent.“ Er wünschte Stuberg gelassene Blicke zurück und frohgemute Blicke nach vorne. Seiner Rede voran setzte Schlüter mit einem Augenzwinkern einige nüchterne Fakten. Nüchternheit sei gleichermaßen eine Eigenschaft von Westfalen und reformierten Christen. Im reformierten Siegerland hätte Nüchternheit erfunden worden sein können. Schlüter nahm Bezug auf das 800-jährige Bestehen der Stadt Siegen: „Die Siegener sind 788 Jahre ohne einen Superintendenten Peter-Thomas Stuberg ausgekommen. Das ist ernüchternd, aber wahr. Und es besteht Grund zu der Annahme, dass sie es auch in den nächsten 800 Jahren gerade so, aber doch, ohne ihn schaffen.“ Weiter sagte der
theologische Vizepräsident: „Das ein oder andere Wunder hat es in deiner Superintendenten-Zeit gegeben.“ Stuberg habe das Wunder vollbracht, westfälische Kirchengrenzen zu verschieben – der Theologe der Landeskirche spielte damit auf die Vereinigungen von Kirchengemeinden und die Fusion der beiden Kirchenkreise an. Und wer das schaffe, „der kann auch Berge wie den Kahlen Asten versetzen“. Aber es habe auch die kleinen Momente und Wunder gegeben, die bei den Menschen leuchteten. Schlüter fand in seiner Rede anerkennende Worte für den ehemaligen Superintendenten. Die Menschen im Kirchenkreis hätten gerne seine Predigten gehört. „Sie hatten guten Grund, dir zuzuhören.“ Es sei ihm in die Schalksmühler Wiege gelegt worden, geistreich etwas zu sagen zu haben, merkte Schlüter an.
Ein von Mitgliedern des Bach-Chores Siegen und der Kantorei Siegen gesungener Zuspruch folgte mit dem Lied „Der Herr gehe vor dir her und zeige dir den Weg“. Die Sängerinnen und Sänger der beiden Chöre bereicherten gemeinsam den Gottesdienst unter der Leitung von Kirchenmusikdirektorin Ute Debus, ebenso wie das Blechbläserensemble Pian e Forte unter der Leitung von Benjamin Eibach.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Empfang für geladene Gäste im benachbarten Gemeindehaus der Evangelischen Lukas-Kirchengemeinde statt. Andreas Müller, Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein, und Siegens Bürgermeister Steffen Mues blickten mit ihren Grußworten auf eine gute Zusammenarbeit zurück. Oft habe man, auch wenn es nicht immer einfach gewesen sei und es Herausforderungen gegeben habe, an einem Strang gezogen. Karl-Hans Köhle, Dechant des Dekanats Siegen, dankte für viele wertvolle Begegnungen und die gelebte Ökumene.
Sarah Panthel