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Das Ziel heißt: Evangelische Friedenskirchengemeinde Hochsauerland
18.6.2023
Während die einen in der Evangelischen Kirche in Medebach saßen, waren die anderen in der Evangelischen Kirche in Winterberg. Und an diesem Sonntagmorgen schlossen sich beiden Gottesdiensten Gemeindeversammlungen an: die Winterberger blieben in ihrer Kirche, die Medebacher wechselten in ihr Gemeindezentrum. Bei beiden Versammlungen ging es um die fürs kommende Jahr anstehende Vereinigung der zwei evangelischen Nachbar-Kirchengemeinden, bei beiden Versammlungen waren es jeweils rund 30 Interessierte, die Pfarrerin Dr. Sandra Gintere in Winterberg und Pfarrer Uwe Steinmann in Medebach begrüßte.
Hüben wie drüben gab es zunächst einen Blick auf die gegenwärtige Situation der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) im Allgemeinen und in die ländliche Diaspora im Speziellen. Diese Rahmenbedingungen beinhalten zum einen real sinkende Gemeindegliederzahlen vor Ort, zum anderen werden in der EKvW künftig mehr Gemeindeglieder für die Besetzung einer Pfarrstelle nötig. Als Reaktion haben die Presbyterien der Kirchengemeinde Medebach mit etwa 1300 und Winterberg mit rund 1200 Gemeindegliedern im vergangenen Jahr die Vereinigung der beiden selbstständigen Körperschaften zum 1. Januar 2024 beschlossen.
Bei solch einer Vereinigung sind immer viele bürokratische Hürden zu überwinden, diese sind hier noch ein bisschen komplizierter, weil die Kirchengemeinden zu unterschiedlichen Kirchenkreisen gehören: Medebach zu Soest-Arnsberg, Winterberg zu Siegen-Wittgenstein. Aber die Dinge sind den Vorschriften entsprechend auf dem Weg in den Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein. Auf gemeindlicher Ebene hat sich in den vergangenen Monaten eine Projektgruppe aus den beiden noch getrennten Presbyterien Gedanken über die gemeinsame Zukunft gemacht - und ist zu glasklaren Ergebnissen gekommen. Ab nächstem Jahr sollen sich Medebacher und Winterberger Gemeindeglieder in der Evangelische Friedenskirchengemeinde Hochsauerland wiederfinden, die Postanschrift der neuen Gemeinde lautet Prozessionsweg 32, 59964 Medebach. Im Gegensatz zu Winterberg hat Medebach neben dem Gemeindebüro noch ein eigenes Pfarrhaus unter eben dieser Adresse. Für die im Frühjahr 2024 turnusgemäß anstehenden Presbyteriums-Wahlen werden derzeit acht Mitglieder angestrebt, je vier aus den dann ehemaligen Kirchengemeinden Medebach und Winterberg.
In Wittgenstein sind die Kirchengemeinden schon länger zu Solidarräumen zusammengefasst, in diesen stimmt sich das Pfarrpersonal detaillierter ab, hier arbeitet man an verschiedenen Stellen nochmal enger zusammen. In ihre Wochenend-Freizeit „Konfi-Camp“ fahren die Jugendlichen aus der Friedenskirchengemeinde Hochsauerland dann künftig mit jungen Leuten aus den Kirchengemeinden Bad Berleburg, Girkhausen und Lukas im Elsoff- und Edertal. Da sowohl Sandra Gintere als auch Uwe Steinmann in ihren Pfarrämtern bleiben, muss sich in den Jahren 2024 und 2025 noch nicht so viel ändern. Das gibt Zeit, über die Veränderungen nachzudenken, die kommen müssen, wenn Uwe Steinmann in 2026 in den Ruhestand wechselt. Das nun notwendige Gestalten einer neuen Kirchengemeinde auf zwei älteren Fundamenten könnte möglicherweise eine gute Motivation für die Wahlen des gemeindlichen Leitungsgremiums im Frühjahr 2024 sein. In vielen Westfälischen Gemeinden ist absehbar, dass es noch einmal schwieriger wird, Presbyteriums-Mitglieder zu finden.
Bei beiden Gemeindeversammlungen war klar, dass Veränderungen verunsichern, dass neue Pfade mit Vorsicht betreten werden. Und doch macht man sich gemeinsam auf den Weg. Zum einen mit Sandra Ginteres Mahnung aus der Winterberger Gemeindeversammlung im Hinterkopf: „Nur zusammen haben wir eine Zukunft, nur zusammen überleben wir.“ Und vielleicht mit einem Lied auf den Lippen, denn Uwe Steinmann hatte für die Medebacher Gemeindeversammlung dem Hit des jüngsten Kirchentags eigens eine neue Strophe hinzugedichtet: „Jetzt ist die Zeit, aufeinander zuzugehen, jetzt ist die Zeit, füreinander einzustehen, jetzt ist die Zeit, Gemeinsamkeiten zu erkennen, Medebach, Winterberg eine Gemeinde zu nennen.“ Und das Miteinander wird jetzt schon mal auf dem künftigen, großen Gemeindegebiet ausprobiert: fast alle Juli-Gottesdienste hält hier Uwe Steinmann, fast alle August-Gottesdienste dann Sandra Gintere.