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Kreismännertag
Zum Glauben gehört der Zweifel
24.11.2023
Was bedeutet Vertrauen, besonders in Bezug auf den christlichen Glauben? Dieser Frage gingen jetzt rund 100 Männer im evangelischen Gemeindehaus in Wilnsdorf nach. Für den Kreismännertag des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein unter dem Titel „Höher als alle Vernunft – Männer im Vertrauen“ war Herbert Ritter, Pfarrer im Ruhestand aus Kamen, als Referent eingeladen worden. Er sprach über die Verbindung von Glaube, Vernunft und Vertrauen. Eine seiner zentralen Aussagen: „Christlicher Glaube braucht Vertrauen, wenn menschliches Leben gelingen soll. Das ist mit Unsicherheit verbunden, denn im Glauben gebe ich zu, dass ich es allein, ohne Gott, nicht schaffe.“ Das Wagnis des Glaubens sei immer mit Zweifel verbunden. Aber Glauben, Vertrauen und Vernunft brauchten einander für eine Beziehung zu Gott.
In seinem Vortrag ging Herbert Ritter auf drei Geschichten aus der Bibel ein, die Vertrauen als zentrales Element beinhalten. Er begann mit der „Anfrage Johannes des Täufers“ (Matthäus 11,1-6), der wissen will, ob Jesus der ist, „der da kommen soll“. Der Referent schloss aus dieser Bibelstelle: „Für Menschen des Glaubens gehört der Zweifel dazu. Glaube und Zweifel sind zwei Seiten einer Medaille. Glaube ist nie sicher, er wird immer angefochten sein.“ In Markus 4,35-41 fürchten sich die Jünger Jesu als sie auf einem Boot sind und um sie herum ein Sturm tobt. Jesus befiehlt dem Wind und dem See ruhig zu werden „und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein“. Herbert Ritter erläuterte zur Sturmstillung: „Die Stürme des Lebens werden nicht an uns vorbeigehen“, aber Jesus sei da, um den Sturm zu stillen. Der stellvertretende Vorsitzende der westfälischen Männerarbeit ging zudem auf den „zweifelnden Thomas“ (Johannes 20,19-29) ein und vermittelte mit dieser Geschichte: „Glaube muss sich immer in dem persönlichen Ringen zwischen Vertrauen und Zweifel entwickeln.“ Glaube könne sich nur festigen, indem man sich immer wieder neu den Herausforderungen des Alltags stelle. In seinem Fazit schlug Herbert Ritter einen Bogen zur Männerarbeit: Sie sei ein Ort, wo gezweifelt und geglaubt werden könne.
Kreismännerpfarrer Christoph Dasbach hatte die Veranstaltung organisiert und zwei Männer eingeladen, die, wie er sie vorstellte, „im Vertrauen leben“. Dr. Helmut Knebel berichtete davon, dass er als Arzt die Erfahrung gemacht habe, dass Vertrauen ein Prozess sei, aber ein gewisses Grundvertrauen von Anfang an vorhanden sein müsse. Und bezogen auf das zentrale Thema des Tages sagte er: „Mit unserer Vernunft bleiben Fragen offen, die kann nur der Glaube beantworten.“ Ebenfalls auf der Bühne war Amir Mahjoub. Der 43-Jährige war aus dem Iran geflohen und 2015 nach Deutschland gekommen. Er war Atheist und fand hier zum christlichen Glauben. Dieser habe sich über Jahre entwickelt, berichtete er: „Das ist nicht auf einmal passiert.“ Ihm seien nach seiner Flucht immer wieder „Zufälle“ passiert, die sein Leben weiter zum Guten gewendet hätten. „Ich dachte es heißt Glück, was mir wiederfahren ist, aber es war Gottes Hilfe und Führung“, schloss er die Gesprächsrunde.
Bevor inhaltlich in das Thema des Tages eingestiegen worden war, wurde aus der Männerarbeit berichtet. Die Teilnehmer tauschten sich unter anderem darüber aus, wie sie zukünftig Männer begeistern können, um Teil der Gemeinschaft zu werden und sich mit einzubringen. Jürgen Haas, Regionalreferent der Männerarbeit im Bezirk Südwestfalen, erzählte: „Oft höre ich die Frage, was Männerarbeit so macht?“ In einem Arbeitskreis habe man sich zusammengesetzt und mit der Frage beschäftigt. Entwickelt wurde eine Kampagne mit dem Slogan: „Bei der Männerarbeit bist du richtig…“. Dieser wurde mit unterschiedlichen Satzfragmenten vervollständigt, beispielsweise mit „…wenn du Verantwortung für andere übernehmen willst“ oder „…wenn du Angebote für Väter und Kinder suchst“. Ziel der Kampagne ist es, auf die vielfältigen Angebote, die die Männerarbeit anbietet, aufmerksam zu machen.
Sarah Panthel