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800 Jahre alt wird die Stadt Siegen in diesem Jahr – ein Grund zum Feiern, auch für die Evangelische Lukas-Kirchengemeinde Siegen. Sie lud jetzt zu einem Kantatengottesdienst in die Nikolaikirche im Herzen der Krönchenstadt ein. Die Kantorei Siegen brachte unter der Leitung von Ute Debus und mit der musikalischen Begleitung des Orchesters Camerata Instrumentale Siegen die Bachkantate „Gott, man lobet dich in der Stille“ (BMV 120) sowie einen Auszug der Bachkantate „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ (BMV 29) zu Gehör. Erstgenannte schrieb Johann Sebastian Bach für die Ratswahl der Stadt Leipzig 1728 oder 1729.

Die Soli in der Nikolaikirche übernahmen Nina Junk (Sopran), Susanne Kelling (Alt) und Erik Scheidt (Bass). Neben den Wünschen und dem Erbitten von Segen für die Regierenden der Stadt ist die Kantate gefüllt mit Gotteslob. Fast als Ermahnung, aber auch als Zuspruch können die Worte der Kantate verstanden werden, für die Menschen, die für die Geschicke einer Stadt verantwortlich sind. „Heil und Segen soll und muss zu aller Zeit sich auf unsre Obrigkeit in erwünschter Fülle legen“, heißt es beispielsweise in der Kantate BMV 120. Und auch wenn der Titel „Gott, man lobet dich in der Stille“ vielleicht etwas anderes vermuten lässt: Mit den Eigenschaften still und ruhig kann diese Kantate weniger beschrieben werden – hier kommen Pauken zum Einsatz. Das Werk Bachs ist eindrücklich, feierlich, dem Anlass entsprechend mit starken Stimmen und lauten Klängen. Die Kantorei Siegen hatte es sich erlaubt für den Geburtstag der Stadt Siegen eine Stelle im Rezitativ umzuschreiben und machte aus „der Lindenstadt“ Leipzig, Siegen – „die Krönchenstadt“.

Auch die Kantate „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ wurde zur Ratswahl in Leipzig 1731 von Bach komponiert. Die Kantorei Siegen sang einen Auszug zum Abschluss des Gottesdienstes. Für feierliche Musik sorgten außerdem Jürgen Poggel an der Orgel und das Bläserensemble pian e forte unter der Leitung von Benjamin Eibach.

Peter-Thomas Stuberg, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein, sprach in seiner Predigt zum Festgottesdienst über den Psalm 127, 1: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“ Der Psalm sei „so einfach“. „Wir können uns anstrengen, aber es braucht unseren Gott, der seinen Segen hinzufügt oder besser noch: seinen Segen ergießt.“ Gott ist und bleibt der Quellgrund der Stadt, fasste der leitende Theologe zusammen, der der Stadt Siegen zu ihrem 800. Geburtstag gratulierte.

Sarah Panthel