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Im gegenseitigen Respekt voreinander und nacheinander beten - Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein sucht den Dialog mit anderen Religionen
4.7.2024
In Deutschland sind rund 22 Prozent der Menschen protestantisch, rund 25 Prozent gehören der römisch-katholischen Kirche an, etwa 6,6 Prozent sind Muslime und rund 0,1 Prozent der Menschen sind Mitglieder in einer jüdischen Gemeinde. Diese Zahlen spiegeln sich im gesellschaftlichen Leben wider, beispielsweise in Kindertageseinrichtungen und Schulkassen, und variieren in unterschiedlichen Regionen. Auf der jüngsten Synode des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein in Wilgersdorf diskutierten die Synodalen darüber, wie Veranstaltungen mit Menschen verschiedener Religionen stattfinden können. Anlass dafür war ein Antrag der Evangelischen Kirchengemeinde Trupbach-Seelbach, die Gebete mit Angehörigen anderer Religionen kritisch betrachtet. Dieser Antrag wurde von der Synode mehrheitlich abgelehnt.
Die Synodalen machten direkt zu Beginn der Debatte deutlich, dass der Dialog mit anderen Religionen von großer Bedeutung ist und unerlässlich für ein gutes Miteinander. Dr. Christian Schwark, Pfarrer der Kirchengemeinde Trupbach-Seelbach, hob auf der Tagung ebenfalls hervor: „Es geht nicht darum, uns gegen den Dialog mit Religionen auszusprechen.“
Auf der Synode bestand zudem Konsens darüber, dass für Christinnen und Christen der Zugang zu Gott durch Jesus Christus ermöglicht wurde. Annegret Mayr, Pfarrerin der Evangelischen Lukas-Kirchengemeinde Siegen und Islambeauftragte des Kirchenkreises, sprach sich dafür aus „nebeneinander, nacheinander und im Respekt voreinander“ zu beten.
Schulreferent Pfarrer Matthias Elsermann bezog sich auf eine Handreichung der Landeskirche mit dem Titel „Christen und Muslime – eine Orientierungshilfe für die evangelischen Gemeinden in Westfalen“. Darin wird zwischen „interreligiösen“ und „multireligiösen“ Veranstaltungen unterschieden, wenn es um gemeinsam gestaltete Feiern geht, die einen ausgesprochen religiösen Charakter haben. „In einer interreligiösen Feier werden alle Gebete und Texte von den Religionsgemeinschaften gemeinsam verantwortet. Eine solche Feier steht in der Gefahr, vorhandene Glaubensgegensätze zu verschleiern und die jeweils anderen für die eigenen religiösen Vorstellungen zu vereinnahmen. Darum sollten Kirchengemeinden, wenn Glaubensinhalte im Mittelpunkt stehen, von solchen Feiern absehen. In einer multireligiösen Feier hingegen trägt jede Religionsgemeinschaft die Verantwortung für die eigenen Gebete und Texte, und diese werden nacheinander von den jeweiligen Religionsangehörigen gesprochen.“ Die Gebetstexte sollten allen Verantwortlichen vorher bekannt sein und möglichst in einer für alle verständlichen Sprache gesprochen werden. Sorgfältige Vorbereitung und genaue Absprachen seien hier erforderlich, heißt es in der Handreichung weiter. Und es wird darin auch hervorgehoben: „Gebete sind eine intensive, aber auch sehr persönliche Äußerung des Glaubens.“ Im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein wird es weiterhin multireligiöse Veranstaltungen geben.