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Synode V: Kirchenkreis Siegen sichert pastorale Grundversorgung

28.6.2019

Bei längerfristig unbesetzten Pfarrstellen können im Evangelischen Kirchenkreis Siegen künftig Gemeindepädagogen eingestellt werden, die in interdisziplinären Teams tätig werden. Die Kreissynode Siegen beschloss auf ihrer Tagung in Wilgersdorf am Mittwoch mit großer Mehrheit ein Modell, das die pastorale Grundversorgung sichern soll. Wenn für eine vakante Pfarrstelle länger als ein Jahr kein ordinierter Theologe gefunden wird, können stattdessen auch Gemeindepädagogen oder Diakone eingestellt werden. Die Pfarrstelle bleibt formal aber erhalten und gilt als unbesetzt.

 

Damit die Stellen für die Gemeindepädagogen oder Diakone attraktiv sind, will der Kirchenkreis volle Stellen erhalten, auch wenn in der Kirchengemeinde wegen geringerer Gemeindegliederzahl eigentlich nur eine Teilzeitstelle eingerichtet werden könnte. Mit dem gewissermaßen überschüssigen Stellenanteil soll der Amtsinhaber in innovativen Zukunftsprojekten in der jeweiligen Region tätig werden. Anstellungsträger ist in solchen Fällen der Kirchenkreis, die Finanzmittel kommen aus der Rücklage „pastorale Grundversorgung“, die die Kreissynode vor einem Jahr eingerichtet hat. Ausgenommen von der Regelung sind Kirchengemeinden, in denen es nur eine einzige Pfarrstelle gibt.

 

Hintergrund sei, dass sich der Kirchenkreis Siegen bis zum Jahr 2025 auf zahlreiche Ruhestandsabgänge bei seinen Pfarrern einstellen müsse, erklärte Pfarrer Oliver Günther aus der Kirchengemeinde Oberholzklau bei der Einbringung der Beschlussvorlage. Wenn durch die neue Regelung Stellen im Überhang entstünden, sei das nur eine Übergangssituation. „Wir wissen, dass wir ab 2025 so viele Lücken haben, dass es keinen  Überhang mehr gibt.“ Es sei bereits heute sehr schwer, für ausgeschriebene Pfarrstellen Interessenten zu finden, sagte Günther. Deshalb müsse man in der Personalplanung künftig kreativer und innovativer denken.

 

Superintendent Peter-Thomas Stuberg sagte auf der Synode, es sei in Zukunft vermehrt erforderlich, dass interprofessionelle Teams aus Pfarrerinnen und Pfarrern, Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen, Kitaleitung, Kirchenmusik sowie anderen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden zusammenarbeiten. „Kirche gewinnt hier womöglich eine veränderte Gestalt“, sagte der oberste Repräsentant des Kirchenkreises. „Ein spannender Prozess, den wir miteinander in den Regionen werden verabreden und einüben müssen.“ Ziel der neuen Regelung sei es zudem, auch jungen Theologinnen und Theologen eine dauerhafte Bleibeperspektive im Siegerland zu bieten, ergänzte Stuberg.

 

Diskutiert wurde von den Synodalen insbesondere die Frage der theologischen Qualifikation von Gemeindepädagogen oder Diakonen, die auf vakanten Pfarrstellen eingesetzt werden. Pfarrerin Silke van Doorn aus dem gemeinsamen Schulreferat der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein sprach sich für eine präzise Festlegung von Aufgaben und Kompetenzen aus. Ansonsten seien Konflikte programmiert.

Studierendenpfarrer Ralph van Doorn regte eine Zusammenarbeit mit dem Fach Evangelische Theologie an der Universität Siegen an. Ein Vorschlag, der auf Zustimmung von Superintendent Stuberg stieß. Stuberg betonte zugleich, man taste sich in diesem Bereich noch vor. Zunächst gehe es um das organisatorische Vorgehen bei unbesetzten Pfarrstellen. In einem nächsten Schritt müsse man zum Beispiel an die Landeskirche herantreten und um die Schaffung von entsprechenden Fortbildungsangeboten bitten.

 

Pfr. Oliver Günther erklärte das Modell der "Pastoralen Grundversorgung", das in Zukunft greifen wird.

 

Text: Jasmin Maxwell-Klein

Fotos: Lana Hasenbusch

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