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Bundestagsabgeordnete Laura Kraft zur Gast bei der Telefonseelsorge Siegen
19.11.2024
Eine Seniorin, die einsam ist und immer wieder das Gespräch sucht, eine junge Frau, die nicht mehr weiter weiß in ihrer Beziehung oder ein Mann, der verzweifelt ist und keinen Ausweg aus der aktuellen Lebenssituation findet. Es sind unterschiedliche Gründe, die Menschen dazu bewegen, die Telefonseelsorge zu kontaktieren – per Telefon, Mail oder Chat. Etwa 10.000 Gespräche im Jahr nehmen die rund 100 ausgebildeten ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Telefonseelsorge Siegen entgegen, etwa 25 bis 30 Anrufe sind es am Tag. Getragen wird das Beratungsangebot vom Evangelischen Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein und GemeindeVerband Mitte im Erzbistum Paderborn. In den 80er-Jahren wurde die Telefonseelsorge ins Leben gerufen, seitdem ist das direkte Einzugsgebiet aus dem sich Menschen melden gewachsen: Es geht Richtung Hessen, ins Sauerland, in den Westerwald und darüber hinaus. Ist eine Leitung belegt, wird das Gespräch an die Nachbarstellen weitergeleitet.
Zu den grundlegenden Standards zählt von Beginn an die Anonymität – für die Menschen, die ein offenes Ohr suchen und für die Menschen, die zuhören.
Einen Einblick in die bedeutsame Arbeit der Telefonseelsorge Siegen bekam Ende Oktober Laura Kraft, Bundestagsabgeordnete der Grünen für den Wahlkreis Siegen-Wittgenstein. Pfarrer Dietrich Hoof-Greve, Leiter der Telefonseelsorge Siegen, zeigte ihr, was das Beratungsangebot ausmacht: „Die Telefonseelsorge ist der letzte Ort, wo Menschen einfach sein können, ohne Therapie, ohne Behandlung.“ Und viele, die Kontakt zur Telefonseelsorge aufnehmen, tun dies durchaus auch öfter. Hoof-Greve betonte die Haltung der Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorgern, die rund um die Uhr, Tag und Nacht im Dienst sind: „Du darfst deine Geschichte so oft erzählen, wie du willst.“ Klagen und Jammern sei erlaubt.
Eine Bundestatistik zur Telefonseelsorge zeigt auf, dass Anruferinnen und Anrufer vor allem über Einsamkeit, körperliches Befinden, depressive Stimmung und Ängste sprechen. Der Leiter der Telefonseelsorge Siegen hatte eine Präsentation vorbereitet, die zeigte, welche Menschen anrufen und welche Form der Kommunikation sie nutzen. 62 Prozent der Menschen, die sich per Telefon melden, leben allein. Hilfesuchende, die in einer Partnerschaft oder Ehe leben, oder jüngere Menschen unter 40 Jahren nutzen häufiger das Mail- oder Chatangebot.
„Ich stelle es mir als eine bereichernde Aufgabe vor, aber auch als eine herausfordernde“, sagte Laura Kraft mit Blick auf die Arbeit der Ehrenamtlichen, die den Hilfesuchenden ein offenes Ohr schenken. „Robin“, so der Deckname einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin, berichtete von ihrer zwölfjährigen Erfahrung als Telefonseelsorgerin. „Ich bin über die Jahre sehr dankbar geworden“, ist ein Fazit, das sie für sich persönlich zieht. Auch Dietrich Hoof-Greve betonte: „Ich bin sehr glücklich über diese Arbeit. Sie ist sehr erfüllend.“
Mit Blick auf den Besuch der Bundestagsabgeordneten sagte Hoof-Greve: „Es ist eine Gabe zuzuhören.“ Und er bedankte sich, dass Kraft sich die Zeit genommen und ein offenes Ohr gehabt habe, um die Telefonseelsorge Siegen kennenzulernen.
Sarah Panthel